Sie haben von BIM - Building Information Modelling - gehört. Sie wissen jedoch nicht genau, was BIM eigentlich ist. Sie haben vielleicht schon eine Vorstellung davon, und haben möglicherweise schon mehrere Definitionen gehört.

BIM ist 3D-Planen. BIM ist modernes CAD. BIM ist automatisierte Datenprüfung. BIM ist einfacher Datenaustausch. Das sind die gängigen Sätze, die man hört. Und Sie sind alle richtig. Aber was heißt das jetzt?

Back to the Roots

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, anders gesagt, man sieht das Kleine nicht im Großen. Was bedeutet Building Information Modelling? Ohne tautologisch klingen zu wollen: Das Modellieren von Gebäuden.

In traditionellen Planungs- und Betriebsprozessen gibt es viele Einzelteile - Pläne im Grundriss und Schnitte, Stücklisten, Leistungsbeschreibungen, Mängellisten und Kundenwünsche, aber auch Protokolle von Planungs- und Baubesprechungen oder später Mietverträge und Wartungsprotokolle.

All diese vielen Komponenten sind einzeln für sich, ohne Relation zueinander. Man plant nicht ein Gebäude, sondern viele Einzelteile eines Gebäudes. Sie planen eine Fassade, dann ein Stockwerk, machen sich Gedanken über deren Schnittstellen und planen diese Details. Doch dann machen Sie eine Änderung an der Fassade und vergessen dabei, was vor sechs Wochen bei einer Besprechung mit dem Bauherrn im Protokoll notiert und abgelegt wurde. Auch haben Sie möglicherweise vergessen, ein Detail des Fassadenanschlusses am Gebäude nachzuziehen. Dort, wo das gleiche Modellteil mehrfach abgebildet wird, tritt Konfliktpotential auf. 

Oft wird alles, was keine Zeichnung ist, auch nicht als Teil des Modells angesehen. Hier greift nun die Idee von BIM - alles ist Teil des Gebäudemodells und zeichnet somit in seiner Gesamtheit ein Bild der Realität. PDF-Pläne und Türlisten sind nur zwei Ansichten, die jeweils einen Aspekt des Gesamtmodells aufzeigen.

BIM ist nun nicht die eine Methode oder das eine Programm, sondern die Kombination aller vorhandenen Daten zu einem Gesamtmodell. Sie modellieren das Gebäude selbst und generieren sich Ansichten auf Ihre Daten. BIM schließt die Werkzeuge (CAD Programme mit 3D Modellierung) genauso wie die Prozesse (Koordination der gesamten Daten in einem, kanonischen Modell) ein.

In der Praxis erfordert der Umstieg auf BIM natürlich etwas an Aufwand - vieles muss neu erlernt werden. Die Erfahrungen von Firmen, die bereits umgestiegen sind, zeigen jedoch, dass es sich bereits nach kurzer Zeit lohnt.

Ein kleines Gedankenspiel

Ein Projektentwickler steht auf einer grünen Wiese. Er hat die Idee, hier ein Gebäude zu errichten. In diesem Moment beginnt BIM. Momentan ist das Modell nur eine Idee im Kopf eines Menschen, vermutlich auch noch nicht sehr detailliert. Doch bald wächst das Modell, die Gedanken des Projektentwicklers werden in einem Architekturbüro in eine Vorentwurfsplanung umgesetzt.

Weitere Beteiligte kommen hinzu - Fachplaner, später Auftragnehmer und zum Schluss auch die Nutzer des Gebäudes.

Der Ansatz von BIM beschreibt, dass Daten immer im Kontext eines Modells anfallen. Moderne Unternehmen beschäftigen deshalb BIM Manager, die diese Prozesse koordinieren und dafür sorgen, dass kein Wissen mehr verloren geht oder doppelt erarbeitet werden muss.

Moderne Methoden & Tools

Software in der Bauindustrie ist mehr und mehr fokussiert auf Interoperabilität, also Kompatibilität mit Anwendungen anderer Hersteller über Disziplinen hinweg.

Formate wie GAEB, BCF und IFC bieten heute vielfältige Möglichkeiten, effizient Daten auszutauschen und sogar am gleichen Modell zu arbeiten. In der BCF Spezifikationsgruppe konnten wir ein Video erstellen, dass den modernen Arbeitsprozess mit Hilfe von Teamworktools darstellt:

Änderungen in der Arbeitsweise

In traditionellen Arbeitsprozessen findet ein Großteil des Planungsaufwandes zu einem sehr späten Zeitpunk statt. Die Detailplanung eines Bauwerks beansprucht meist den Löwenanteil der Planungsressourcen, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits viele, nur mehr schwer zu ändernde, Entscheidungen getroffen wurden.

Das wird in Deutschland noch durch die HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) verstäkt. Dieses Regelwerk definiert die einzelnen Phasen des Bauens und legt fest, wann welcher Teil der Gesamtsumme der Planungsleistungen in Rechnung gestellt werden kann. Diese Verordnung wurde seit Jahrzehnten nicht mehr weitgehend überarbeitet, und bietet somit ein großes Hemmnis bei der Einführung von BIM. Dadurch werden deutsche Planer im Wettbewerb mit internationalen Kollegen benachteiligt.

Patrick MacLeamy, der CEO der US-basierten HOK Architects, hat folgendes Diagramm entworfen, um den unterschied zwischen BIM und traditionellen Arbeitsweisen aufzuzeigen:

BIM gegen traditionelle Arbeitsweisen: MacLeamy Diagramm

Man erkennt sofort, dass der Ansatz von BIM zu dem Zeitpunkt am intensivsten ist, an dem Änderungen noch einfach und vor allem mit geringen Kosten durchgeführt werden können. Obwohl auch neue Methoden keine fehlerfreie Planung garantieren können, reduziert sich doch die Änderungsquote in späten Bauphasen erheblich. Berichte von Unternehmen, die BIM erfolgreich einsetzen, sprechen von um mehr als 50% reduzierten Änderungs- und Fehlerkosten.

Die Vorteile

Viele Anwender sind verunsichert, welchen Vorteil sie nun von BIM haben. Vielleicht geht das auch alles wieder vorbei und man braucht sich nicht umzustellen? Momenten kann man doch ganz gut arbeiten - bis heute sind ja schließlich alle Gebäude fertig geworden.

Das stimmt soweit alles, aber ehrlicherweise muss man auch sagen, dass die Baubranche allen anderen, technischen Disziplinen meilenweit hinterherhinkt - während im Maschinenbau und der Informatik jährlich immer effizienter gearbeitet wird, ist die Baubranche noch genau so produktiv wie 1995 (Stand 2017). Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung wurden bisher stark vernachlässigt. Dies ändert sich jedoch jetzt zusehends.

Es gibt viele konkrete Beispiel für die Vorteile von BIM. Allen voran ist die Möglichkeit, manuelle Vorgänge zu automatisieren. Nehmen Sie die Mengenermittlung in einem Bauprojekt als Beispiel. Oft wird die selbe Arbeit drei mal geleistet. Anhand von Papier- oder PDF-Plänen ermittelt das Architekturbüro vor der Ausschreibung die Mengen. Jeder Anbieter für sich selbst führt eine eigene Prüfung durch, mindestens um die Hauptmengen zu ermitteln oder Nachtragspotential zu entdecken. Später bei der Abrechnung wird erneut eine, oft extrem arbeitsintensive, Aufstellung aller verbauten Leistungen durchgeführt. Bei der Nutzung von BIM geschieht dies vollautomatisch, das Gebäudemodell mit allen Werten zu Mengen und Qualitäten ist ja bereits vorhanden. Änderungen am Model spiegeln sich sofort in den Auswertungen wieder. Mittels modernen Tools können Sie sogar direkt Gebäudeelemente mit Leistungsverzeichnissen im GAEB Format verknüpfen.

Sie haben weitere Fragen zu BIM? Kontaktieren Sie uns!